Gedichte
Amsel Schnee schüttet graue Dämmerung auf Gehwege Von Straßenbäumen tropft Februarkälte Nacht umschleicht Lichtkreise der Laternen Schneekristalle schmelzen auf Wimpern Amselstimme Perlt silbernen Glanz auf knirschende Wege Senkrecht zitternd hängt der Vogelruf über den Dächern sprüht Funken in die Nacht Euphorbien die glücklichste Stunde des grauen Blattes war heute geschmückt mit Regenperle wetteiferte es mit kristallinem Licht ohne den Herbst zu bemerken Herbstbild Äste,nackt im Gegenlicht Schwarze Arme, regennass Wilder Himmel voller Sturm Reißt aus Kronen Gold und Braun Im Garten liegt knisternd ein prächtiges Jahr früh zeichnet Raureif weiß Jetzt friert die Zeit zerfällt zum Winter hin alle drei Gedichte veröffentlicht im Lyrikband 'Hellgrüner Nachmittag' erschienen 2005 im Aphaia Verlag Berlin
breit die eisen gespannt +den bogen auf stützen gelagert über die straße schwer + angerostet. die schönhauser rauf + runter vorbei an addidas t-point + döner to go, der lockt mit fett-fleisch-geruchservietten fliegen wie kleine tauben zu den echten, aufgeplusterten über den asphalt.
struppige haare, nasen mit piercing kapuzen tief im gesicht.
ein arschgeweih am langen rücken bewegt sich
auf + ab unter der bahn fliegen füße über die straße flip-flops+tänzeln
zwischen den autos die ein hupkonzert geben
kurven fahrräder auf dem bürgersteig + pausbackige kleine in rennbuggies
dahinter klemmen hagere joggingväter
hunde + irokesen- herrchen betteln vorm coffeeshop,
hellgelb rumpelt die u-bahn auf stahlstützen oben über die schönhauser
det sind die ufjaben des fachmanns + und nur der kann et
sagt einer im strom neben mir
die antwort verwirbelt im menschenfluss.
kino +blinkendes neonlicht am hellen tag, ecke gleim
abgeschabte Häuser +eingezäunte baumscheiben
tausend kaugummiflecke auf dem bürgersteig
slalom zwischen hundescheiße und glasscherben
wippen lila zöpfchen +bleicher ausschnitt +rock über hose
tupfen die schönhauser rauf und runter
am gesundbrunnen bin ich tourist,
brücke die steg heißt , sich weit spannt über die gleise
über den hundekopfring der jeden morgen die stadt anknurrt
sie im auge behält
platz zum skaten, abschüssig zur schwedter hin
zum cafe niesen mit stühlen vor`89 + gutem apfelsaft
+musik auf der bühne gegen spende.
die stadt ist still am abend
kein stampfen von maschinen, kein rauchender schlot
lidl + aldi leuchten, mädels strecken den handys die zunge raus
blitze zucken in die nacht ohne gewitter
sie lachen und donnern die bierflaschen zusammen
im mauerpark wird wieder party gemacht.
auf dem ring saust die s-bahn
veröffentlicht in: heimlich, rückwärts, huckepack. Aphaia Verlag 2014
Mittwochs im Wald wieder Forellen die fischleibig
glänzend zwischen dürren Kiefern flitzen in weißstaubiger Winterluft
sich verfangen, schillernde Bilder zappeln
mir vor die Schritte fallen, mich treffen
meinen Tag verunsichern
Glänzende Leiber glitschen durch fischige Luft
Meine Schuhe knurren melodisch
riffeln das Weiß, knirschen Mittwoch
unter meinem Schritt denn
morgen werden die Forellen
durch die weiße Luft glitzern
ich muss nach ihnen greifen
sie von ihrem Zittern erlösen von ihrem
fliegen zwischen den schmalen Kiefern, die
ein Sonnenstrahl streift, sie tanzen im Licht
erinnern sich an den Fluss im Sommer
den sie hinaufwandern am Donnerstag
kein Forellentag heute
veröffentlicht in Außerdem Heft 14, 2010